Was nun, Jens? Weiterhin macht der Corona-„Killerkeim“ keinerlei Anstalten, wenigstens ein kleines bisschen tödlicher zu sein als eine hundsgewöhnliche Grippe. Dafür crasht die Wirtschaft, das öffentliche Leben erstarrt.
Entrechtete Bürger harren in Isolationshaft aus, verängstigte mobben zweifelnde. Einsame Alte werden vor jeglichen Sozialkontakten „geschützt“, ob sie wollen oder nicht. Düsseldorfs OB beklagt eine „signifikante Zunahme häuslicher Gewalt“. Draußen patroulliert Polizei. Noch ertönen kritische Stimmen von Wissenschaftlern und Ärzten, Ökonomen und Verfassungsrechtlern spärlich – aber allmählich werden sie zahlreicher und lauter. Hinter den Kulissen machen Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Banken, Industrie und Handwerk Druck. Der Städte- und Gemeindebund fordert eine „Ausstiegs-Strategie“. Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann will „spätestens nach Ostern die Wirtschaft wieder schrittweise hochfahren“. Selbst bei den Leitmedien, die bisher stramm auf Linie lagen, beginnt die Einheitsfront zu bröckeln. Und das Volk? Brav stillhalten dürfte es nicht mehr lange.
DAS BLÖDE IST NUR: Der alleinige Grund, auf Teufel komm raus Massenpanik zu schüren und in einen absurden Überbietungswettbewerb einzusteigen („Wer schützt sein Volk am gnadenlosesten?“), besteht ja unvermindert fort: eine von der WHO ausgerufene „Pandemie“, die sich darin erschöpft, dass es weltweit immer mehr Infizierte gibt. Und deren Zahl wächst auch in Deutschland weiterhin – „rasant“, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) soeben erneut feststellte. „Wir stehen erst am Anfang dieser Epidemie“, ernüchterte uns am 25. März 2020 RKI-Präsident Lothar Wieler. Einen Tag später vermeldete das RKI den bislang stärksten Anstieg von Neuinfektionen: plus 4995 binnen eines Tages. Mit bis zu zehn Millionen Infizierten in den nächsten 2 bis 3 Monaten rechnet es. Womöglich müssen wir „gesellschaftlich ein Jahr im Ausnahmezustand verbringen“, orakelt des Ministers Lieblingsvirologe, Christian Drosten. Hat uns Jens ́ Parteifreund, NRW-Ministerpräsident und Möchtegern-Kanzler Armin Laschet (CDU), nicht kürzlich eingeschärft, es gehe um nichts Geringeres als um „Leben und Tod“? Ist die Gefahrenlage in ein paar Wochen nicht „eher noch schwieriger als heute“, wie Weltärztepräsident Montgomery mahnt? Hat die Weltgesundheitsorganisation nicht am 26. März nochmals eindringlich davor gewarnt, die strikten Maßnahmen zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus aufzuheben? Müsste unsere Regierung ihr Krisenmanagement also nicht eher noch weiter VERSCHÄRFEN?
Benötigt diese virenverseuchte Republik, deren Generation 65plus gerade von Covid-19 dahingerafft wird, nicht eher noch MEHR Schutzhaft? Versicherte uns Spahn nicht am 26. März bei der Bundespressekonferenz, die „vielen Infizierten und vielen Toten“ seien „noch die Ruhe vor dem Sturm“?
Doch Karriere geht vor Logik. Unserem Ungesundheitsminister ist klar: Konsequent hartnäckig zu bleiben, könnte ihn alsbald den Kopf kosten. Also beginnt er nun zaghaft zurückzurudern, inspiriert von einen SARS-Cov-2-frei dahingeschiedenen Adenauer: „Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“.
Das führt zu ersten grotesken Verrenkungen wie jenen in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit. Man müsse „den Krisenmodus neu denken“, schwafelt Spahn schlagartig. Bis Ostern wolle er der Nation „neue Ideen“ vorstellen, „wie das öffentliche Leben zumindest teilweise wieder möglich werden kann“.
Wozu eigentlich diese Mühe, solange die angebliche Gefahr nicht nur dieselbe bleibt, sondern weiter wächst?
Plötzlich scheinen Jens „neue Konzepte“ nötig, wie Ältere und chronisch Kranke geschützt werden können. Hätte er nicht besser schon im Januar/Februar darüber nachgedacht, ob das Volk dies womöglich von Anfang an ganz alleine hingekriegt hätte, ohne obrigkeitsstaatliche Notstands-knute, mittels Vorsicht, Rücksicht und Hygiene – wie bei früheren Grippewellen?
Auf „Einsicht“ will er nun setzen – als ob dies erst jetzt eine tolle Idee wäre.
Wichtig erscheint es Jens plötzlich, eine „Balance zwischen Eigenverantwortung und staatlicher Kontrolle“ hinzukriegen. Denn „Vorschriften alleine reichen nicht. Allein mit Zwang halten wir diese Einschränkungen nicht durch.“ Deren „Verhältnismäßigkeit“ müsse immer wieder neu bewertet werden. Waren sie dies bisher denn im entferntesten: VERHÄLTNISMÄßIG?
Hätte sich unsere Regierung um die angestrebte „Balance“ nicht anderthalb Monate früher kümmern sollen?
Plötzlich „irritiert“ Spahn „der dezidierte Ruf mancher nach immer härteren Maßnahmen“. Hat er nicht anderthalb Monate lang irritierend laut mitgerufen?
Halbwegs glaubwürdig zurückrudern könnte Jens nur noch, falls die Ansteckungsrate in Kürze merklich sinkt. Doch dagegen sprechen – siehe oben - die düsteren Prognosen des Robert-Koch-Instituts, wie auch des Weltärztepräsidenten: Demnach müsste der Albtraum bis Jahresende weitergehen, vielleicht sogar bis weit ins Jahr 2021 hinein.
Was wäre Jens nun zu raten? Ansteckungsraten sind Messgrößen, in denen sich diagnostische Aktivität niederschlägt. Sie sinken, sobald weniger eifrig getestet wird. Dann fallen weniger Infizierte auf, die Kurve verflacht. Wäre das Spahns Rettung? Eher nein. Zum einen widerspräche es dem offiziellen Credo, es könne gar nicht genug getestet werden – im Idealfall jedermann, am besten wiederholt. Zum anderen würde der Winkelzug ahnen lassen: Die Notlage war immer schon relativ. Ohne Tests hätte sich niemand um den Ernst der Lage ärger gesorgt als um die neuesten Influenza-Viren der Saison. Was sich pandemisch verbreitete, war kein „Killerkeim“, sondern die Hyperaktivität von testenden Virologen und sensationslüsternen Journalisten, wie sich jetzt herausstellt.
Auch Jens dämmert das allmählich. Und so beginnt er nun, um seinen Ministerstuhl, seine politische Zukunft zu kämpfen. Dabei dürfte er sich um Kopf und Kragen reden. Denn jede Rolle rückwärts könnte mit Genickbruch enden. Spahns verunglückter Auftritt als tatkräftiger Retter der Nation, in dessen Großhirnrinde eine haarsträubende fachliche Inkompetenz, emotionale Ansteckung, Expertenhörigkeit und Profilierungssucht auf fatalste Weise interagiert haben, wird Tag für Tag offenkundiger, wie das Totalversagen des gesamten Kabinetts.
Angelas Panikorchester ist dabei, Geschichte zu schreiben – für ein Buch, in dem niemand stehen will, ein Äquivalent zu Hollywoods Schmähpreis der „Goldenen Himbeere“.
Schon jetzt gäbe es ausreichend Gründe für eine gesundheitspolitische Vollbremsung, für Rücktritte, für Institutsschließungen, fürs Aufkündigen der WHO-Mitgliedschaft, für Schadensersatz- und Verfassungsklagen, für einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, für Ermittlungen der Staatsanwaltschaft – und fürs Auswandern. Bloß: wohin?
Titelbild: PublicDomainPictures/Pixabay
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