Die Traditionelle Chinesische Medizin kennt ihn als einen der stärksten Heilpilze überhaupt: Cordyceps. Was ihm Naturheilkundige seit Jahrhunderten nachsagen, bestätigen inzwischen etliche Studien: Er macht körperlich und geistig leistungsfähiger, reguliert das Immunsystem, lindert Schmerzen, senkt Bluthochdruck – all dies, und viel mehr, ohne ernsthafte Nebenwirkungen. Der Pharmaindustrie sind solche nicht patentierbaren Gewächse ein Dorn im Auge. Sie drängt auf Regulierung.
Ein einziges Gramm davon war im alten China teurer als vier Gramm Silber. Kein Wunder, dass diese Kostbarkeit vor allem am kaiserlichen Hof Verwendung fand. (1)
Bis sie dorthin gelangte, war Mühsal erforderlich. Denn Cordyceps sinensis ist ein überaus seltener Pilz. Hauptsächlich wächst er in 3000 bis 5000 Metern Höhe, auf feuchten Bergwiesen des Himalaya und im Hochland von Tibet. Seine Karriere in der Traditionellen Chinesischen Medizin begann, als Hirten herausfinden wollten, woran es liegt, dass ihre Yaks so unbändig vital und widerstandsfähig sind: Während die Tiere weideten, fraßen sie Cordyceps mit.
Die Tibeter nennen das begehrte Gewächs „Yartsa Gunbu“. Das bedeutet „Winterwurm-Sommergras“, was seine sonderbare Lebensweise umschreibt. Cordyceps ist ein Parasit mit einer speziellen Vorliebe: Seine Sporen fallen über die Raupen bestimmter Insekten her, die im oberen Erdreich, im Laub oder in Moosen leben. Während der Wintermonate verzehrt der Parasit sie von innen her, bis von ihnen bloß noch die mumifizierte Hülle übrig bleibt. (Daher „Winterraupe“.) Ihr Inneres haben die Pilzfäden, des Mycel von Cordyceps, mittlerweile vollständig ausgefüllt. Im Laufe des Sommers durchbricht der Pilz mit seinem braun-orangen Fruchtkörper die Hülle und wächst aus der Erde heraus. Auf den ersten Blick ähnelt er entfernt einem Grashalm - daher „Sommergras“ -, wie ein sehr schlanker Finger, ohne pilztypischen Hut.
Dieser wilde Cordyceps ist bis heute eine Rarität. Die enorme Nachfrage macht ihn schier unbezahlbar. Tibetern diente er als Tauschware gegen Tee und Seide, viele verwenden ihn bis heute als Währung. In weiten Teilen des tibetischen Hochlands stellt der Raupenpilz bis heute die wichtigste Einkommensquelle dar – mancherorts bis zu 90 %. Die tägliche Ausbeute eines Sammlers liegt bei wenigen Dutzend Exemplaren. Ein Fund bringt rund 8 bis 16 Yuan ein, ebensoviel wie ein halber Tag Schwerstarbeit im Straßenbau. (2) Zeitweilig lag der Preis eines Kilos bei 320‘000 Yuan, umgerechnet 41.000 Euro. (3)
Um Cordyceps allgemein zugänglich und erschwinglich zu machen, begannen chinesische Forscher Anfang der siebziger Jahre mit einem Großprojekt. Bei ausgedehnten Expeditionen sammelten sie 200 Unterarten des Wildpilzes und analysierten sie eingehend: Wie sind sie chemisch zusammengesetzt? Welche biologischen Wirkungen entfalten sie? Wie sicher sind sie für den menschlichen Verzehr? Wie lassen sie sich in großem Maßstab züchten?
Die Wahl fiel schließlich auf eine Unterart aus Qinghai, einer Provinz im Nordosten des tibetischen Hochlands. Sie erhielt den Namen CS-4. Von allen 200 untersuchten Kandidaten stimmt CS-4 in ihrem biochemischen Profil am ehesten mit dem altbewährten, traditionellen Cordyceps überein. Im Jahre 1987 erteilte das chinesische Gesundheitsministerium CS-4 die offizielle Zulassung.
Seither wird Cordyceps nicht nur innerhalb der Volksrepublik vermarktet, sondern weltweit. Westliche Händler verdienen daran, chinesische Lieferanten ebenfalls – und beide harmonieren prächtig, wenn es ums Konstruieren von absatzförderlichen Marketing-Mythen geht. Hartnäckig hält sich bis heute das Gerücht, chinesische Sportler hätten es in erster Linie Cordyceps zu verdanken, dass sie bei der Leichtathletik-WM 1993 in drei Disziplinen neue Weltrekorde aufstellten. Dieselbe Kraftquelle soll chinesische Läufer Wochen später, bei den nationalen Meisterschaften, zu Rekorden auf neun Mittel- und Langstrecken befähigt haben. Ein Jahr später, bei der nächsten WM in Rom, soll es der Heilpilz gewesen sein, der Chinas Athleten Siege in 12 von 16 Läufen bescherte, fünf weitere Weltrekorde eingeschlossen. (4) Wer um Pekings staatlich gelenktes Doping weiß, kann darüber nur müde lächeln.
Um Mythos und Wirklichkeit auseinanderzuhalten, bedarf es nüchterner Wissenschaft. Was Cordyceps biochemisch im menschlichen Körper tatsächlich anstellt, steht im Mittelpunkt einer wachsenden Zahl von Studien. (5)
Energieschub dank Cordyceps
Dabei zeigte sich unter anderem: Cordyceps regt unmittelbar die Mitochondrien an, die Kraftwerke der Zellen. So fördert er die Energieproduktion. In den Leberzellen von Mäusen, die mit dem Pilz gefüttert wurden, stieg die Menge an ATP – dem Hauptenergiespeicher – um bis zu 55 Prozent an.
Zugleich versetzt Cordyceps den Körper in die Lage, auch geringste Sauerstoffvorräte besser auszunutzen. Im Gewebe mangelt es dadurch seltener an Sauerstoff – was dem Organismus ebenfalls mehr Energie verleiht. Deshalb nehmen viele Hochleistungssportler den Pilz trainingsbegleitend ein.
Für klareren Kopf
Weil die erhöhte Energieproduktion und die bessere Sauerstoffversorgung auch den Gehirnzellen zugute kommt, macht eine regelmäßige Einnahme des Pilzes nicht bloß körperlich leistungsfähiger, sondern auch geistig.
Aufgehellte Psyche
Auch als Stimmungsaufheller hat sich Cordyceps bewährt. Denn Cordyceps weist einen hohen Gehalt an L-Tryptophan auf. Aus dieser Aminosäure stellt unser Gehirn das Glückshormon Serotonin her.
Darüber hinaus hemmt Cordyceps, ebenso wie Johanniskraut, die Aktivität des Enzyms MAO, der Monoaminoxidase. Psychiater verschreiben MAO-Hemmer gegen Depressionen.
Dieser Parasit macht Lust
Bereits alte chinesische Schriften preisen Cordyceps als hochwirksamen Lustmacher. Den chinesischen Kaiser soll er in die Lage versetzt haben, all seine zahlreichen Gemahlinnen zu befriedigen, ohne dass sich irgendeine im geringsten vernachlässigt fühlte. Im 21. Jahrhundert wäre mancher Geschlechtsgenosse schon froh, wenn seine Manneskraft ausreichen würde, auch nur eine einzige Partnerin einigermaßen zufriedenzustellen.
Gesteigerte Lust und Potenz dank Cordyceps bestätigen inzwischen placebokontrollierte Doppelblindstudien an mehreren hundert Männern mit „verminderter Libido und anderen sexuellen Problemen“. So wurden 64 Prozent der Behandelten sexuell leistungsfähiger, gegenüber 24 Prozent in einer Vergleichsgruppe, die bloß ein Placebo erhalten hatte.
Der physiologische Mechanismus dahinter ist aufgeklärt. Cordyceps entspannt das glatte Muselgewebe im Schwellkörper (Corpus cavernosum) des Penis. Dadurch kann das Blut leichter einströmen und eine Erektion herbeiführen.
Anders als synthetische Potenzmittel stärkt dieses natürliche Aphrodisiakum nicht nur die Manneskraft. Offenbar steigert es auch die weibliche Lust. Das zeigte sich in einer weiteren Doppelblindstudie mit 42 älteren Frauen, die über Frigidität und andere sexuelle Probleme klagten. Das besserte sich bei 19 von 21 Probandinnen, die Cordyceps erhielten – gegenüber null in der Placebogruppe.
Wie erstaunlich sich der Pilz auf die Sexualität beider Geschlechter auswirkt, hatte sich schon in Tierversuchen angedeutet. Wurden männliche, noch nicht geschlechtsreife Mäuse nur sechs Tage lang mit Cordyceps gefüttert, so legte das Gewicht ihrer Hoden um 90 Prozent zu. Bei männlichen Kaninchen, die ein Vierteljahr lang den Pilz zu fressen bekamen, wogen die Hoden 30 Prozent mehr als in der Kontrollgruppe; zugleich produzierten sie drei Mal mehr Spermien.
Gelenkschmerzen gelindert – selbst chronische
Cordyceps enthält Cordycepin – einen Wirkstoff, der akute und chronische Schmerzen in Gelenken verringern kann.
Englischen Medizinern der Universität von Nottingham war dieser Effekt bei Gelenkverletzungen aufgefallen. Ihnen zufolge kann Cordycepin auch Arthroseschmerzen eindämmen - nicht schlechter als herkömmliche Analgetika und Entzündungshemmer wie Cortison, und dies frei von Nebenwirkungen. (6)
Stärkeres Immunsystem
In einer Reihe von Untersuchungen hat sich Cordyceps als „bidirektionaler Immunregulator“ erwiesen. „Bidirektional“ heißt: Er wirkt gleichzeitig in zwei Richtungen. Während er einerseits ein geschwächtes Abwehrsystem stärkt, bremst er es andererseits, wenn es überaktiv ist, wie beispielsweise bei Autoimmunerkrankungen. Dieser Effekt scheint linear von der Dosis abzuhängen: Je mehr man einnimmt, desto ausgeprägter die Wirkung.
Dabei spielen mehrere biochemische Mechanismen zusammen. Cordyceps steigert die Aktivität von Natürlichen Killerzellen, von Makrophagen („Fresszellen“) sowie von Gamma-Interferon, einem Gewebshormon, das diese Fresszellen aktiviert. Zugleich regt der Pilz die Produktion von T-Zellen an, wie auch der Immunglobuline G und M: Antikörper, die an eingedrungene Erreger oder an entartete Zellen andocken, damit Abwehrzellen sie erkennen und unschädlich machen können.
Sogar im Kampf gegen Covid-19 könnte Cordyceps, kombiniert mit weiteren Heilpilzen, durchaus eine Rolle spielen: sowohl vorbeugend als auch bei akuten Infektionen. Doch wen kümmert das schon? Staatliche Seuchenschützer ziehen es vor, der verängstigten Bevölkerung das Gefühl des „schutzlosen Ausgeliefertseins“ zu vermitteln. „Die Pandemie ist erst vorbei, wenn es einen Impfstoff gibt“, stellte Angela Merkel schon im April 2020 klar. Wo kämen wir hin, wenn Natur- und Erfahrungsheilkunde die Seuche womöglich eindämmen, bevor sich die Milliardeninvestitionen in „innovative“, unerprobte und deshalb hochriskante Vakzine amortisiert haben? (Siehe KLARTEXT „Phönix unter der Asche“.)
Nieren- und lungenfreundlich
Indem Cordyceps Gefäßwände entspannt und dadurch den Blutdruck senkt, schützt und stärkt er das gesamte Herz-Kreislaufsystem. Insbesondere die Nieren entlastet er dadurch enorm. Hypertonie ist nämlich, nach Diabetes, die zweithäufigste Ursache für schwere Nierenerkrankungen; in Deutschland dürfte sie für jeden vierten Dialysefall verantwortlich sein. (7)
Auch auf die Lungenfunktion wirkt sich der Heilpilz erfahrungsgemäß positiv aus. Er stillt Husten, löst Schleim, hemmt Entzündungen.
Effektiver Radikalfänger
„Freie Radikale“: das klingt nach einer extremistischen Partei, auf welche der Verfassungsschutz schleunigst ein Auge werfen sollte. Jedoch handelt es sich um Zwischenprodukte unseres Stoffwechsels, die ständig in jeder Zelle des menschlichen Körpers entstehen: hochreaktive, sehr aggressive Sauerstoffverbindungen. Weil ihre Elektronen ungepaart sind, sind sie ständig darauf aus, einem anderen Atom oder Molekül Elektronen zu entreißen. Reagieren sie mit diesen, so bilden sich dabei neue Radikale, die ihrerseits auf Elektronenraubzug gehen. So kommt eine Kettenreaktion in Gang, bei der sich Radikale im Körper stetig vermehren. Daraus entsteht der „oxidative Stress“.
Je ungesünder wir uns ernähren, je mehr Umweltgiften wir ausgesetzt sind, desto mehr ist unser Organismus mit solchen „reaktiven Sauerstoffradikalen“ (ROS) belastet. Unter anderem schädigen sie Zellbausteine, den Zellkern und die DNS, zerstören Blutgefäße. Sie erhöhen das Risiko für zahlreiche gefürchtete Erkrankungen, von Arteriosklerose über Krebs und Rheumatismus, Herzinfarkt und Schlaganfall bis hin zu Diabetes, Grauem Star, Morbus Alzheimer und Parkinson.
Cordyceps nützt auch in diesem Fall. In einer chinesischen Doppelblindstudie mit 59 Versuchspersonen zwischen 60 und 84 Jahren kam ein weiterer bedeutsamer Effekt zum Vorschein: Der Heilpilz kann die Konzentration der der Superoxid-Dismutase (SOD) erheblich erhöhen – eines der wichtigsten körpereigenen Enzyme, die antioxidativ wirken. Ebenso imposant senkt er die Konzentration von Malondialdehyd (MDA) im Plasma. Beide Werte erreichen wieder das Niveau von jungen Erwachsenen, teilweise toppen sie diese sogar.
MDA-Werte sind Alarmgeber: Sie zeigen an, wie stark der Körper unter oxidativem Stress steht. Denn MDA entsteht, wenn ungesättigte Fettsäuren oxidieren.
Die meisten Diabetiker weisen ständig erhöhte MDA-Werte auf. Darüber hinaus macht ihnen das „metabolische Syndrom“ zu schaffen, der fatalen Trias aus Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhtem Cholesterinspiegel.
Auch hiergegen hilft Cordyceps.
Zum einen kann der Pilz Blutgefäße erweitern und die glatte Muskulatur der Gefäßwände entspannen. So sorgt er dafür, dass der Körper besser durchblutet ist und der Blutdruck sinkt.
Zum anderen kann Cordyceps auch Cholesterinwerte senken – nach ein- bis zweimonatiger Einnahme um durchschnittlich 17 Prozent, wie eine chinesische Studie an 273 Patienten ergab.
Deshalb verdient es der Pilz durchaus, bei der ganzheitlichen Behandlung von Diabetes eine Rolle zu spielen.
Hilfreich gegen Krebs
Auch als Anti-Krebs-Mittel setzen TCM-Ärzte den Cordyceps ein. Denn der Heilpilz soll die Bildung von weißen Blutkörperchen anregen, die wichtige Aufgaben in der Immunabwehr übernehmen. Im Tumorgewebe verhindert er, dass sich Krebszellen teilen und aneinanderheften. Auch stört er in ihnen offenbar die Proteinproduktion und hemmt die Neubildung von Blutgefäßen, wodurch er sie regelrecht „aushungert“. (8)
Unübertrefflicher Alleskönner?
Die enorme Vielfalt positiver Auswirkungen auf unsere Gesundheit macht Cordyceps anscheinend zu einer geradezu perfekten Arznei, einem Geschenk der Natur für jedermann, in jedem Fall. Im Internet wimmelt es von Lobpreisungen in höchsten Tönen, die verdächtig nach verdeckter Werbung klingen; sie versuchen uns weiszumachen, ausgerechnet dieser Pilz sei die Lösung aller Probleme, das Nonplusultra schlechthin.
Jeder Heilpilz, nicht nur Cordyceps, stellt ein imposantes Vitalstoffgemisch dar, mit etlichen gesundheitsförderlichen Substanzen. So entsteht leicht der Eindruck eines einzigartig breiten Wirkungsspektrums. Aber auch andere Pilze senken z.B. Cholesterinwerte. Auch wenn Cordyceps sich günstig auf den Fettstoffwechsel, den Blutzucker und Leberfunktionen auswirkt, betrachten Fachleute ihn dabei nicht als erste Wahl; für wesentlich effizienter erachten sie in solchen Fällen zum Beispiel Shiitake, Pleurotus und Maitake, Coprinus, Reishi oder den Champignon.
Was dringend fehlt, sind unabhängige Studien, welche die rare Wildform wissenschaftlich einwandfrei mit dem kultivierten Massenprodukt vergleichen. Bringen die erschwinglichen Pulver und Kapseln von Online-Händlern annähernd so viel wie das ursprüngliche, natürliche Cordyceps-Mycel? Für Wirkungsversprechen zu Gesundheitsprodukten gilt wie für Statisiken: Im Zweifelsfall sollten wir nur denjenigen trauen, die wir selber gefälscht haben.
Lassen sich bei gezüchtetem Cordyceps die biochemischen und ernährungsphysiologischen Eigenschaften, insbesondere der Anteil des entscheidenden Wirkstoffs Cordycepin, überhaupt weitgehend erhalten? Das ist durchaus möglich, erfordert aber besondere Sorgfalt. Daran forscht seit fast einem Jahrzehnt der indische Biologe Sandeep Das, Professor und Dekan an der Bodoland Universität von Assam. Auf sterilisiertem braunem Reis gezüchtet, werden die Pilze in seinem Labor nach 60 Tagen geerntet, anschließend auf minus 86 Grad gefriergetrocknet. „Dies entzieht ihnen vollständig die Feuchtigkeit und hilft dabei, ihre Langlebigkeit zu erhöhen, ohne dass sie verderben“, erläutert Das. Tausende Bauern, Unternehmer und andere Interessenten hat er im Laufe der Jahre darin unterwiesen.
Nebenwirkungen? So gut wie keine.
Wie steht es mit Risiken und ernsthaften Nebenwirkungen? Seit Jahrhunderten im Einsatz, ist Cordyceps anscheinend noch niemandem gefährlich geworden, nicht einmal bei extrem hohen Dosen. Überempfindliche berichten lediglich von Verdauungsbeschwerden und Durchfall, kurz nachdem sie mit der Einnahme begonnen haben. Doch gewöhnlich legen sich diese Begleiterscheinungen rasch.
Aufpassen sollten allerdings Asthmatiker, sofern sie Sprays verwenden, die Beta-2-Sympathomimetika enthalten. Denn Cordyceps entspannt auch die glatte Muskulatur der Atemwege, wodurch der Pilz den Effekt des Medikaments möglicherweise noch verstärkt.
Wer Arzneimittel einnimmt, sollte vorsichtshalber mit einem naturheilkundigen Arzt oder einem erfahrenen Heilpraktiker absprechen, wie er Cordyceps dosieren soll.
Auf der Abschussliste der Pharmaindustrie
Mykotherapie, das Heilen mit Pilzen, ist Arzneimittelherstellern seit jeher ein Dorn im Auge. In immer neuen Kampagnen lassen sie ihre Lobbyisten, PR-Profis und professoralen Mietmäuler aufmarschieren, um uns zu verunsichern und Druck auf den Gesetzgeber aufzubauen: Da „nicht evidenzbasiert“ – sprich überprüft in großangelegten kontrollierten Studien, wie sie bloß Pharmariesen finanzieren können -, müsse dieses Zeug strikt reglementiert, am besten ganz verboten werden. Scheinheilig wird dabei „Verbraucherschutz“ vorgeschoben: Mal sollen Gewächse wie Cordyceps „unwirksame Placebos“ sein, mit denen arglose Konsumenten über den Tisch gezogen werden; mal gelten sie als „gefährlich“, weshalb sie nicht als bloße Lebensmittel oder Nahrungsergänzungen durchgehen dürfen.
In Wahrheit stehen Heilpilze, wie die gesamte Pflanzenheilkunde, in erster Linie deswegen unter Dauerbeschuss, weil sie so erstaunlich heilsam wirken, und das bei überschaubaren bis gar keinen Nebenwirkungen, solange sie fachkundig eingesetzt werden. Das gilt nicht bloß für kleine Wehwehchen, sondern bei schwerwiegenden Indikationen. In die Quere kommen sie der Pharmaindustrie auf einigen ihrer lukrativsten Anwendungsgebiete – von Diabetes über Bluthochdruck bis hin zu Depressionen und Impotenz, zu Rheuma und Fettstoffwechselstörungen, zu Arthritis und Krebs. Kein Wunder, dass Mykotherapie plattgemacht werden soll: Sie stört glänzende Geschäfte mit synthetischen Arzneien. (9)
Woher beziehen?
„Cordyceps ist nicht gleich Cordyceps“, warnt das Online-Portal „Zentrum der Gesundheit“ zurecht. Der Wildpilz ist nicht bloß selten und immens kostspielig – in getrockneter Form kann er mit Bakterien verunreinigt sein.
Das spricht für gezüchteten Cordyceps. Dieser stammt allerdings häufig aus chinesischer Herstellung, mit unzuverlässiger Qualität. Weil er häufig in stark umweltbelasteten Gegenden gezogen wird, kann er mit Schwermetallen kontaminiert sein.
Fachleute empfehlen Cordyceps-Präparate in Bioqualität. Damit ist gewährleistet, dass das Pilzmycel – wie im Labor von Professor Das - auf Bio-Reis oder anderen „sauberen“ Nährmedien auf Getreidebasis gezüchtet wurde, nicht mittels Raupen. Gerade Veganer und Vegetarier legen Wert darauf.
Vertrauenswürdige Therapeuten vermitteln die Gesellschaft für Vitalpilzkunde eV. (GFV), und ein gleichnamiger Verein in der Schweiz.
Wie dosieren?
In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist der Cordyceps seit mindestens 1600 Jahren im Einsatz, mit Dosierungen zwischen 1000 und 3000 Milligramm pro Tag. Bis heute empfehlen Mykotherapeuten, diese Spanne einzuhalten. Bei vielerlei gesundheitlichen Beschwerden genügen sogar schon 0,75 Gramm Mycel pro Tag. Je nach Anwendungsziel kann die Tagesdosis auf über 3 Gramm steigen; das entspräche 4 bis 5 handelsüblichen Kapseln CS-4.
Eingenommen wird der Pilz als Pulver, in ein Glas heißes Wasser gerührt, oder in Kapseln. Der leicht erdige Geruch stört kaum.
Die Preise für das Pulver in Bio-Qualität liegen zwischen 115 und 250 Euro pro Kilo. 100 bis 200 Kapseln kosten in der Regel zwischen 15 und 30 Euro.
Wie viel Geduld brauchen Anwender?
Erste Wirkungen bemerken manche Anwender im Nu. „Obwohl ich die Kapseln erst seit ein paar Tagen einnehme“, so berichtet ein verifizierter Käufer bei Amazon, „ist bisher auffällig, dass ich irgendwie erstaunlich gut gelaunt bin. Seitdem hatte ich auch keine Kreislaufprobleme mehr und fühle mich allgemein wohler.“ Ein Weiterer fühlt sich nach sieben Tagen „ausdauernder, allgemein fitter und leistungsfähiger, fokussierter und wacher im Kopf.“
Ein Dritter berichtet: „Nach meiner Corona-Infektion hatte ich immer wieder Probleme, richtig durchzuatmen. Ich fühlte mich ständig schlapp, lustlos und wurde irgendwie nicht mehr richtig fit.“ Nach knapp einer Cordyceps-Woche „merkte ich tatsächlich, wie ich zunehmend besser Luft bekomme. Placebo oder nicht, aber ich fühle mich wirklich deutlich fitter, komme morgens wieder besser aus dem Bett und bin entspannter im Alltag.“
Im Zeitalter gekaufter Online-Produktbewertungen ist solches Lob zwar mit größter Vorsicht zu genießen – bestätigen kann es allerdings auch der garantiert nicht käufliche Autor dieses Artikels, nach neugierigen Selbstversuchen.
Anhaltende therapeutische Effekte stellen sich hingegen nicht über Nacht zu ein. Wie bei allen natur- und erfahrungsheilkundlichen Maßnahmen, so benötigt der Organismus Zeit, um krankhafte Prozesse zu normalisieren. Frühestens nach ein bis anderthalb Monaten, vielleicht aber auch erst nach einem Vierteljahr dürfte sich bei chronischen Belastungen eine deutliche, nachhaltige Wirkung zeigen.
Harald Wiesendanger
Dieser Artikel darf nicht als Therapieempfehlung missverstanden werden, er ersetzt nicht die eingehende Beratung durch einen sachkundigen Arzt oder Heilpraktiker.
Anmerkungen
(1) K. Jones: Cordyceps, Tonic Food of Ancient China, Seattle, 1997; G. M. Halpern: Cordyceps, China`s Healing Mushroom, New York 1999.
(2) Daniel Winkler: „Yartsa Gunbu (Cordyceps sinensis) and the Fungal Commodification of Tibet’s Rural Economy“, Economic Botany 62 (3) 2008, S. 291–305, http://mushroaming.com/sites/default/files/Winkler%20Yartsa%20Gunbu%20EB%202008.pdf
(3) Daniel Winkler: „Caterpillar Fungus (Ophiocordyceps sinensis). Production and Sustainability on the Tibetan Plateau and in the Himalayas“, Asian Medicine 5/2009, S. 291–316, http://mushroaming.com/sites/default/files/Winkler Cordy Production Sustainability 2011.pdf
(4) Rich Gravelin: „Boost energy with cordyceps: this Chinese fungus helps athletes go further“, Natural Health, August 2002.
(5) J. S. Zhu/G. M. Halpern/K. Jones: „The Scientific Rediscovery of a Precious Ancient Chinese Herbal Regimen: Cordyceps sinensis. Part 2“, Journal of Alternative and Complementary Medicine 4 (4) 1998, S. 429-457; Bao-qin Lin, Shao-ping Li: Herbal Medicine: Biomolecular and Clinical Aspects. 2. Aufl., Kap. 5: „Cordyceps as a Herbal Drug“, 2011; s. zusammenfassend Daniel Winkler: „Caterpillar Fungus (Ophiocordyceps sinensis). Production and Sustainability on the Tibetan Plateau and in the Himalayas“, Asian Medicine 5/2009, S. 291–316, http://mushroaming.com/sites/default/files/Winkler%20Cordy%20Production%20Sustainability%202011.pdf
(6) "Caterpillar fungus could hold the key to relieving the pain of osteoarthritis“, Science Daily, 25.4.2015, https://www.sciencedaily.com/releases/2015/04/150425123547.htm; Edmund K. Li u.a.: „Safety and efficacy of Ganoderma lucidum (lingzhi) and San Miao San supplementation in patients with rheumatoid arthritis: a double-blind, randomized, placebo-controlled pilot trial“, Arthritis and Rheumatism 57 (7) 2007, S. 1143-1150, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17907228/; https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krankheiten/rheuma-knochen-gelenke/arthrose-uebersicht/cordyceps-pilz-gegen-arthroseschmerzen-ia
(7) https://healthcare-in-europe.com/de/news/bluthochdruck-ist-eine-haeufige-ursache-fuer-nierenversagen.html; https://www.pronovabkk.de/gesundheit/nierenschwaeche-und-bluthochdruck.html
(8) Cornelia H. de Moor u.a.: "Cordycepin Inhibits Protein Synthesis and Cell Adhesion through Effects on Signal Transduction“, Journal of Biological Chemistry, November 2009; Cordis Forschungs- und Entwicklungsinformationsdienst der Gemeinschaft, "Pilzinhaltsstoff im Einsatz gegen Krebs", Januar 2010; J. H. Xiao u.a.: "Secondary metabolites from Cordyceps species and their antitumor activity studies, Recent Patents on Biotechnology, Januar 2007.
(9) https://naturheilt.com/blog/heilpilze-auf-abschussliste/; https://www.yamedo.de/blog/vitalpilze-arzneimittel-2015/
Wikipedia-Foto: Von Andreas Kunze - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16244069
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