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Dr. Harald Wiesendanger

"Corona-Gedenktag"? Tolle Idee!

Aktualisiert: 1. Mai 2021

Unser Bundespräsident will uns um die Opfer der Coronakrise trauern lassen – allerdings in merkwürdigen Grenzen.


Einen „Corona-Gedenktag“ hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angeregt. Zumindest aber eine offizielle Trauerveranstaltung halte er für angebracht. Einen entsprechenden Vorschlag werde er mit Bundestag, Bundesrat, Bundesregierung und Bundesverfassungsgericht besprechen. (1)


GANZ TOLL ist, dass Steinmeier ein solches Gedenken den „Patienten in Krankenhäusern und Altenheimen“ widmen will, die „meist ohne den Beistand ihrer Angehörigen gestorben“ sind. „Und auch die Hinterbliebenen hatten keine Möglichkeit, Abschied zu nehmen. Das ist eine Seelenqual, davon haben mir viele Angehörige berichtet. Wir müssen den Menschen in ihrer Trauer helfen – und darüber nachdenken, wie wir unser Mitgefühl ausdrücken können.“


WENIGER TOLL ist, dass Steinmeier zu erwähnen vergaß, wer den Alten und Kranken ihr einsames Sterben beschert und die Angehörigen am Abschiednehmen gehindert hat: unverhältnismäßiger, überstürzter, ineffizienter, verfassungswidriger staatlicher Infektionsschutz vor einem „Killerkeim“, der von Anfang an zwischen Anführungszeichen gehörte. Weniger an Covid-19 als an Virusangst, Stress und Vereinsamung starben in Alten- und Pflegeheimen vermutlich Tausende. Als Hinterbliebener, den das Hygieneregime zwang, einen geliebten Menschen in den letzten Stunden seines Lebens allein zu lassen, würde ich Steinmeiers „Gedenken“ eher als blanken Hohn empfinden.


EBENSOWENIG TOLL ist, dass unser Staatsoberhaupt bloß den Angehörigen von „Corona-Toten“ die Trauerarbeit erleichtern will. Warum übergeht er dabei viele weitere Betroffene der Pandemiekrise, die unser aller Mitgefühl nicht minder verdienen? Deshalb schlage ich vor, den Steinmeierschen Trauerradius erheblich zu erweitern:


- auf geschätzte 5.000 bis zu 125.000 Patienten, die im Frühjahr in Deutschland sterben mussten, weil Operationen abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben wurden – in Erwartung einer „Überlastung des Gesundheitswesens“ durch Corona-Infizierte, zu der es nie auch nur annäherungsweise kam. (2) In Deutschland fielen in 12 Frühjahrswochen über 900.000 OPs aus – darunter 52.000 an Tumorpatienten -, weltweit 28,4 Millionen.

- auf mehrere tausend weitere Patienten, die hierzulande starben, weil mit derselben Begründung notwendige Untersuchungen und Folgebehandlungen unterblieben, etwa bei Krebs. (3)

- auf Abertausende, die in einer lebensbedrohlichen Notlage nicht rechtzeitig versorgt wurden. In den Lockdown-Monaten März und April wurden 31 % weniger Herzinfarkte und 18 % weniger Schlaganfälle behandelt, wie die Bundesregierung einräumt. In Großbritannien sank die Quote sogar um 40 %, in manchen US-Kliniken um bis zu 60 %.

- auf alle Opfer von vermehrten nosokomialen Infekten - durch Krankenhauskeime - in gedrängten Aufnahmesituationen; von riskanter und überflüssiger Medikation; von nicht indizierter Intubation, invasiver künstlicher Beatmung.


Allein in Großbritannien rechnen Experten inzwischen mit fast 200.000 „Kollateral“-Toten infolge der politisch erzwungenen Unterversorgung im Gesundheitswesen – das übersteigt bei weitem die Zahl der bis heute rund 42.000 britischen „Covid-Opfer“.


- auf alle Opfer von vermehrter häuslicher Gewalt, Kindesmissbrauch und Drogenkonsum während des verspäteten, überzogenen, unergiebigen Lockdowns.

- auf ungezählte zusätzliche psychisch Kranke, die infolge der allgegenwärtigen Panikmache, im Gefühl der Hilflosigkeit, in erzwungener Distanz zu Mitmenschen Ängste und Depressionen entwickelten. (4)

- auf alle Selbstmörder, die an der „neuen Normalität“ verzweifelten – wegen Angst, wegen sozialer Isolation, wegen der Vernichtung ihrer beruflichen Existenz. Australien beispielsweise meldet mehr Suizide als Covid-19-Todesfälle.

- auf Abermillionen, die Lockdowns arbeitslos machten. Weltweit sind schon jetzt 400 Millionen Arbeitsplätze verloren gegangen, 22 Millionen allein in den USA. (5)

- auf alle Betroffenen von Unternehmenspleiten, die weltweit um 35 % zunehmen dürften, in Deutschland um 12 %. (6) Eine Corona-Pleitewelle sehen Experten erst noch auf uns zukommen, vor allem im Einzelhandel, bei Hotels und Gaststätten, im Touristikbereich, bei Veranstaltern und Messebauern. Wer bemitleidet all die ruinierten Existenzen?

- auf unzählige Menschen, die aufgrund der Corona-Lockdowns ihr Heim verloren und obdachlos wurden. Allein in den USA könnten es bis zu 28 Millionen sein.

- auf 130 Millionen Menschen, wenn nicht gar 225 Millionen weltweit, die infolge unverhältnismäßiger Infektionsschutzpolitik bis zum Jahresende 2020 zusätzlich hungerten und verhungerten.

- auf 1,6 Milliarden Menschen, denen nach UN-Schätzungen deswegen der Verlust ihrer Lebensgrundlagen droht. (7) In den reichen Industrienationen verhindern soziale Sicherungssysteme das Allerschlimmste. Zwischen Berlin und Belfast, Lissabon und Wien verhungert niemand. Weitaus heftiger trifft die grassierende Coronoia hingegen arme Länder, die überwiegend auf der Südhalbkugel liegen. In der Regel gibt es dort kein Arbeitslosen- und Kurzarbeitergeld, keinen Kündigungsschutz, keine Kranken- und Rentenversicherung, keine Subventionen für kleine und mittlere Betriebe, welche die ärgste Not lindern. Von weltweit 3,3 Milliarden Arbeitskräften bewegen sich zwei Milliarden in einer „informellen Ökonomie“ ohne gesetzliche Regelungen; von festen Arbeitsverhältnissen können sie nur träumen. Sie sind Tagelöhner, die ohne Ersparnisse, ohne sozialstaatliche Absicherung von der Hand in den Mund leben; bestenfalls bleibt ihnen die Hoffnung, dass ihre Kinder sie mitversorgen. Mit Almosen ihrer Regierung können sie nicht rechnen. Ohne Einkommen, ohne Rücklagen fehlt ihnen Geld für Essen, für Miete, für öffentliche Verkehrsmittel, für Medikamente. Mittellos hausen sie in Elendsvierteln. Die Folgen des Lockdown-Masochismus, dem die Erste Welt frönt, treffen die Zweite und Dritte mit voller Wucht.

- auf sieben Mal mehr Lebensjahre, die Lockdowns einer US-Studie zufolge zerstört als gerettet haben. (8)


- auf alle Ärzte und Wissenschaftler, denen üble Nachrede bis zum Rufmord widerfuhr, weil sie dem offiziellen Seuchennarrativ zu widersprechen wagten.


- auf alle Journalisten, die in China und anderswo verfolgt werden, im Gefängnis sitzen oder spurlos verschwinden, weil sie eigenständig recherchieren, manipulierte Berichterstattung aufdecken, unabhängig Informationen verbreiten.


- auf künftige Generationen, denen der Hygienestaat einen noch gigantischeren Schuldenberg und Hyperinflation beschert, indem er die Gelddruckmaschine heißlaufen lässt, um die Bevölkerung mit Corona-Nothilfen ruhigzustellen.


Lassen Sie uns all dieser „Corona-Opfer“ mitgedenken, werter Herr Steinmeier!

Und was spräche eigentlich dagegen, ins andächtige Rückerinnern die 25.000 Grippetoten 2017/18 einzubeziehen?


Als Termin drängt sich der 14. Mai auf. Zumindest fromme Katholiken vergegenwärtigen sich an diesem Datum ohnehin bereits, dass es Corona wirklich gegeben hat: Es ist der Gedenktag der heiligen Corona, einer frühchristlichen Märtyrerin, die im ersten oder zweiten Jahrhundert in Syrien wirkte, womöglich auch in Ägypten. Sie gilt als Patronin des Geldes, der Metzger, der Schatzgräber, vielen Gläubigen darüber hinaus – oh Wunder – als Schutzheilige gegen Seuchen aller Art. Diese erstaunliche Gemengelage von Zuständigkeiten sorgt in AHA-Zeiten für ein echtes Aha-Erlebnis: Beschert die Pandemie 2020 nicht so manchem Schatzgräber eine Geldquelle ohnegleichen, die selbst dann sprudeln würde, wenn man sämtliche zoonotisch veranlagten Fledermäuse längst eingesammelt und zum Metzger geschafft hätte?


Im österreichischen Örtchen St. Corona am Schöpfl, wo Gläubige der Märtyrerin in einer barocken Wallfahrtskirche gedenken, erzählt man sich: Ihre Verfolger hätten befohlen, „zwei Palmen gegenseitig niederzubeugen und Corona mit Seilen daran zu binden, je eine Hand und ein Fuß an jedem Baum, und dann die Bäume in die Höhe schnellen lassen. Als dies geschah, wurde ihr Leib zerrissen, ihre Seele aber ging ein in die ewigen Freuden“. So ein jämmerliches Ende wünscht man ja nicht einmal Spahn, Drosten und Wieler, zumal faktengecheckte Geschichtsbücher künftiger Generationen deren Heiligkeit gewiss auch auf andere Weise sicherstellen können.

Harald Wiesendanger


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