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Dr. Harald Wiesendanger

Endgültig auf Abstand

Aktualisiert: 1. Mai 2021

Suizide haben seit Frühjahr 2020 sprunghaft zugenommen. Keinen einzigen hat SARS-CoV-2 selbst verursacht. Der „Corona-Gedenktag“ am 18. April böte Gelegenheit, die wahren Verantwortlichen zu benennen: die Verängstigungsallianz von Politikern und Medien. Doch solche Missklänge wird sie zu verhindern wissen. Schließlich ist sie es, die dieses Schauspiel inszeniert.




57 Jahre waren sie miteinander verheiratet. Während sie Hand in Hand durch die Zeit gingen, gelang es ihnen, sich jene Liebe zu bewahren, die sie auf den ersten Blick verbunden hatte. Sie versprachen einander, sich keinesfalls allein zu lassen, falls einer gehen muss.


Dann wird die Frau so krank, dass sie in die Klinik muss. Eine Corona-Verordnung zwingt den Mann dazu, sein Versprechen zu brechen: Zutritt verboten, Ausnahme unmöglich, auch nicht AHA-konform. Und so muss er sie auf dem Sterbebett allein lassen. Immer wieder ruft sie nach ihm. Aber er darf nicht zu ihr. Es stehe nicht gut um sie, so benachrichtigt ihn ein Arzt telefonisch. Er müsse sich auf „das Schlimmste“ gefasst machen.


Kurz darauf schließt sie für immer die Augen.


Am Tag ihrer Beisetzung wirkt der alte Mann ruhig, gefasst und entschlossen. Zwei Tage später erhängt sich der 82-Jährige. Nicht der Tod seiner Frau war „das Schlimmste“ für ihn gewesen – sondern das Verbot, bis zuletzt bei ihr zu sein.


Wäre diese Tragödie nicht zufällig einem Journalisten zu Ohren gekommen – wir hätten nie davon erfahren.


So viele nicht minder erschütternden Corona-Schicksale gälte es zu betrauern, erst recht am 18. April. Doch Freitode aus Verzweiflung an der „neuen Normalität“ zählen zu jenen Kollateralschäden gnadenlosen Infektionsschutzes, von denen sich das Hygieneregime wohl kaum die Gedenktagsstimmung vermiesen lassen will.


Ignoranz ändert aber nichts an den Fakten. Zwar hat das Statistische Bundesamt bis Mitte März 2021 noch immer keine Zahlen vorgelegt, wie viele Suizide es im ersten Coronajahr in Deutschland registrierte. Doch häufen sich Indizien für einen dramatischen Anstieg.


An der neuen Normalität verzweifeln nicht nur Alte, die am Ende ihres Lebenswegs nicht mehr selbst entscheiden dürfen, welche Risiken sie eingehen. Der Coronawelt ebenso überdrüssig sind immer mehr jüngere Menschen, die sich nicht nur grundlegender Freiheiten beraubt fühlen, die das Leben überhaupt erst lebenswert machen – sondern auch ihrer Würde, ihrer Zukunftsperspektiven, einem Urvertrauen in ihre Mitmenschen und alle staatlichen Institutionen.


Viele stehen vor den Trümmern ihrer beruflichen Existenz. „Ich hatte ein kleines Geschäft, das gerade so gut ging, dass ich mit meinen Lieben davon zu leben vermochte. Dieses Geschäft musste ich zusperren“, so macht eine Unternehmerin ihrer Verzweiflung Luft. „Seitdem sitze ich zuhause. Eingesperrt. Sozialkontakte bei Strafe verboten. Kein Ausgehen, kein Theater, keine Oper, kein Urlaub, kein Restaurantbesuch mit Freunden. Und ich warte. Weiß nicht worauf, sehe, höre und spüre nichts von dieser Seuche, außer den schauderhaften Berichten aus Fernsehen und Zeitung. Kenne niemanden, der diese Seuche hat. Dafür weiß ich nicht, was wir morgen essen sollen. Wovon ich die Miete zahlen soll. Wir sitzen alle zuhause. Können einander schon nicht mehr ertragen. Sind aggressiv auf einander und auf die Welt.“


„Es schnürt mir den Hals zu, wenn ich daran denke, wie erfüllt mein kleines Leben gewesen ist. Freundliche Kunden im Geschäft, denen ich ihre Wünsche zu erfüllen vermochte, ihr Dank war meine Seelennahrung. Dies verlieh mir die Haltung, mit der ich die Rolle des Oberhauptes meiner kleinen Familie mit Freude getragen habe. So stolz war ich auf mein Leben. Es war nicht großartig, aber es war in Ordnung. Und es war mein Leben. Ich hatte es für mich und meine Lieben so eingerichtet. Bis es mir genommen wurde. Ich bin es leid. Und ich bin müde. Nicht körperlich. Ich bin das Leben müde. Dieses Leben, das ich führe, das so wenig für mich übrig hat. Es ist zu viel. Zuviel Mühsal, das wie zäher Schleim über allem liegt und jegliche Aktivität bleischwer und im Eigentlichen unmöglich erscheinen lässt. Kein Gedanke scheint verlockend, nichts erstrebenswert. Die Zentnerlast jedes Tages lastet auf mir, erdrückt mich, macht mich unbeweglich, starr, ich vegetiere und warte.“


„Agonie ist die Antwort auf all das, leer, kalt, leblos kriecht sie in mir empor, nimmt mich ganz langsam mit grausamer Bestimmtheit in Besitz.“


„So gerne wäre ich lebhaft, würde gern lachen und mich freuen, aber es gibt nichts zu lachen und nichts, worüber ich mich freuen könnte. So gerne würde ich schöne Dinge mit meiner Familie erleben, aber es gibt nichts, was sich zu erleben lohnt.“


So kommt es, dass die Feuerwehr mancherorts schon häufiger wegen Lebensmüder ausrücken muss als wegen Bränden. In Berlin verzeichnete sie 2020 eine massive Zunahme von Einsätzen mit dem internen Code 25D03, „Beinahe Strangulierung/Erhängen, jetzt wach mit Atembeschwerden“. Im Jahr 2018 war sie deswegen sieben Mal ausgerückt, 2019 drei Mal. Und im Jahr 2020? 294 Mal, nach Angaben der Senatsverwaltung für Inneres und Sport – eine Steigerung um 9800 Prozent. (1)


Die psychischen Folgen der Panikmache in Medien und Politik untersuchte der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Berliner Charité, Prof. Michael Tsokos. Die betroffenen Verstorbenen, die er obduzierte, hätten so viel Angst vor dem Tod durch das Coronavirus gehabt, dass sie im Tod den einzigen Ausweg gesehen hätten. Als „Corona-Suizid“ bezeichnet er dieses tragische Phänomen.


Unter anderem schildert Tsokos den Fall eines 39-jährigen Mitarbeiters einer europäischen Botschaft, der sich am 20. März 2020 das Leben genommen hatte. Wie die Kriminalpolizei ermittelte, hatte sich der Mann offenbar panisch vor einer möglichen SARS-CoV-2 Infektion gefürchtet. In seinen letzten Tagen habe er einen leichten grippalen Infekt gehabt. Einen Abstrich sahen Ärzte als nicht notwendig an, lehnten ihn daher ab. Wegen seiner grippalen Symptome habe der Mann aber derart paranoid befürchtet, sich mit dem Virus angesteckt zu haben, dass er deshalb Suizid beging.


Ein weiterer Fall aus Tsokos´ Sammlung: Am 8. April nahm sich ein 63-Jähriger das Leben, nachdem er gegenüber seiner Ehefrau hatte er offenbar Tage zuvor wiederholt geäußert hatte, in den letzten Nächten schwitze er vermehrt. Auch ihn trieb anscheinend Corona-Panik in den Selbstmord.


Ähnlich tragische Selbsttötungen aus Corona-Angst wurden aus Frankreich bekannt.


Selbst unter Jugendlichen haben Suizidversuche sprunghaft zugenommen. Nicht alle lassen sich rechtzeitig verhindern. So war es bei Werner, einem 17-Jährigen aus einer Kleinstadt nahe Berlin. Er stand kurz vor dem Abitur. Von einer Weltreise hatte er geträumt und dafür gespart. Danach wollte er studieren oder eine Berufsausbildung beginnen. Dann brach ein Jahr Homeschooling über ihn herein. Seinen Eltern klagte er über die Isolation, die Verbote, seine Zukunftssorgen. Er sehe keine Perspektive mehr. An einem Sonntagabend im Februar 2021 geht er in sein Zimmer, lädt ein letztes Mal Hausaufgaben in die ICloud der Schule hoch – und setzt seinem Leben ein Ende, noch ehe es richtig begonnen hat. „Euch trifft keine Schuld“ steht auf einem Zettel, den seine Eltern anderntags neben seiner Leiche finden. Knapp einen Monat zuvor hatte eine Mitschülerin keinen anderen Ausweg mehr gesehen.


„Ich lasse mir nicht anhängen, dass ich Kinder quäle“, erklärte die Bundeskanzlerin kürzlich empört. Doch eben dies bewirken die immer wieder aufs Neue verlängerten Corona-Maßnahmen der Regierenden. „Kinder leiden und zerbrechen daran“, klagt Carsten Stahl vom Bündnis Kinderschutz e.V. an. „Da kann man sich nicht aus der Verantwortung schleichen. Wenn sich Kinder im Lockdown das Leben nehmen, dann seid Ihr verantwortlich! Das ist keine politische Entscheidung. Die Menschlichkeit muss im Vordergrund stehen und nicht Eure Machtinteressen. Kinder sind unsere Zukunft, nicht Ihr!“


Aus allen Teilen der Welt kommen ähnlich bestürzende Statistiken. In Japan starben im Oktober mehr Menschen durch Selbstmord als durch Covid-19 im gesamten Jahr 2020. „Dabei hatten wir nicht einmal einen Lockdown, und die Auswirkungen von Covid sind sehr minimal im Vergleich zu anderen Ländern“, sagt Michiko Ueda, außerordentlicher Professor an der Waseda Universität in Tokio und ein Experte für Suizide. „Trotzdem sehen wir diesen großen Anstieg der Anzahl von Selbstmorden. Das deutet darauf hin, dass andere Länder in der Zukunft einen ähnlichen oder sogar noch größeren Anstieg der Selbstmordzahlen sehen könnten."


In Australien starben von März bis Juli 2020, während des ersten Lockdowns, sechs Mal mehr Menschen von eigener Hand als mit einer Coronainfektion – 1200 gegenüber 200. (2)


In den Vereinigten Staaten „sehen wir unter Heranwachsenden jetzt leider viel mehr Selbstmorde als Todesfälle durch Covid“, wie der Direktor der nationalen Seuchenschutzbehörde CDC, Robert Redfield, schon im Juli 2020 einräumte.


Bereits einen Monat zuvor hatte Dr. Mike deBoisblanc, Leiter der Notaufnahme einer Klinik bei San Francisco, Alarm geschlagen. „Wir haben in den letzten vier Wochen Suizidversuche in einem Umfang sonst wie in einem ganzen Jahr erlebt. (…) Das ist ohne Beispiel. Wir haben noch nie solche Zahlen in einer so kurzen Zeitspanne gesehen.“ (3)


Allein im US-Bundesstaat Indiana stieg im Lockdown die Anzahl der Anrufe bei der Notrufzentrale für psychische Gesundheit und Suizid um 2000 Prozent – von täglich 1.000 auf 25.000. (4)


Unter 1.000 High-School- und College-Studenten gaben fünf Prozent an, sie hätten während der Pandemie einen Selbstmordversuch unternommen.


Auch in US-Medien häufen sich Berichte über Corona-Suizide unter Minderjährigen. Der New York Times zufolge brachte sich ein 14-jähriger Junge in Maryland um, weil er "aufgegeben" hatte, als seine Schule im Herbst noch immer nicht öffnete. Ein Elfjähriger erschoss sich während einer Zoom-Unterrichtsstunde. Das jüngste Opfer in Clark County, erst neun Jahre alt, hinterließ als letzte Notiz: In der Corona-Welt habe es nichts mehr zu erwarten.


Auch andere Länder mit ähnlich strikten Schulschließungen wie die USA verzeichnen einen deutlichen Anstieg von Selbsttötungen. Wie Ian Hickie, Australiens ehemaliger Gesundheitsbeauftragter und Leiter des Brain and Mind Centre, kürzlich schätzte, dürfte die Zahl der landesweiten Suizide im Jahr 2020 von 3.000 auf bis zu 4.500 angestiegen sein; fast die Hälfte davon betreffe junge Menschen.


Schon Mitte Mai 2020 hatten amerikanische Ärzte in einem offenen Brief an den damaligen US-Vizepräsidenten Mike Pence eine rasche „Öffnung“ der Gesellschaft gefordert. Vergeblich betonten sie, Covid-19 habe sich als viel geringer ungefährlicher heraus als ursprünglich angenommen; die Risikogruppen seien bekannt und könnten gezielt geschützt werden; eine sichere Immunisierung der Bevölkerung sei auch ohne Impfung möglich. Die Medien hätten die Bevölkerung unnötig terrorisiert - und damit einen starken Anstieg von Verzweiflung und Selbstmorden ausgelöst.


In England sei unter jungen Menschen Suizid mittlerweile die häufigste Todesursache, erklärt eine Professorin der Universität von Nottingham, Ellen Townsend. „Wir müssen jetzt Prioritäten setzen, um weitere Tragödien zu verhindern. Die politischen Entscheidungsträger müssen das Richtige für die Kinder tun und sie so schnell wie möglich wieder in die Normalität zurückbringen." Die Einsamkeit durch Lockdowns sei genauso gesundheitsschädlich wie Rauchen und Fettleibigkeit, sie stehe in direktem Zusammenhang mit Selbstmordgedanken. Die "Generation Lockdown" werde noch jahrelang unnötig leiden. "Es ist unbestreitbar, dass junge Menschen in dieser Krise einen überwältigenden Schaden für ihre psychische Gesundheit erleiden."


Eine österreichische Studie zur psychischen Gesundheit von rund 3000 Schülern fand, dass während der Coronakrise bereits 16 Prozent an Selbstmord dachten. (5)


Einen explosionsartigen Anstieg von psychischen Erkrankungen und Selbstmordversuchen um bis zu 600 Prozent befürchtet Professor Ramesh Thakur, der ehemalige Vize-Rektor der United Nations University, des akademischen Zweigs der Vereinten Nationen. Weltweit könnte dies „bis zu 10-mal so viele Menschen töten als das Virus“.


Allein der Verlust des Arbeitsplatzes, infolge der ökonomischen Verwüstungen durch das Lockdown-Regime, dürfte weltweit eine Welle zusätzlicher Suizide ausgelöst haben: Das befürchteten der Schweizer Psychiater Wolfream Kawohl und der Soziologe Carlos Nordt schon im April 2020 in der Fachzeitschrift Lancet Psychiatry. Sie analysierten Daten der Jahre 2000 bis 2011 aus 63 Ländern. Von den rund 800.000 Suiziden weltweit hängt demnach jeder fünfte unmittelbar oder indirekt mit Arbeitslosigkeit zusammen.


Dass Corona-Suizide in keiner offiziellen Pandemie-Statistik auftauchen, werden versierte Faktenchecker selbstverständlich ohne weiteres als Fake News enttarnen können. Wer seinen Freitod in den Dashboards des Robert-Koch-Instituts und der John-Hopkins-University verewigt wissen will, braucht sich in seinen letzten Tagen ja bloß oft genug PCR-testen zu lassen. Die Chancen stehen gut, dass er irgendwann „positiv“ dasteht. Notfalls lässt sich dies posthum sicherstellen. In einem akut löschungsgefährdeten YouTube-Video berichtet eine Frau von einem Freund, der sich wegen der Corona-Maßnahmen umbrachte. Auf seinem Totenschein stand hinterher „Corona“ als Ursache. (6)

Harald Wiesendanger


Anmerkungen

(1) Nach t.me/nachrichtenportal.

(4) Nach https://swprs.org/facts-about-covid-19-archive/, der dort angegebene Twitter-Post wurde inzwischen gelöscht.

(5) Nach Demokratischer Widerstand Nr. 40, 13.3.2021, S.3.



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