Immer mehr Kinder erkranken in den westlichen Industrieländern an Autismus – seit den siebziger Jahren explodieren die Fallzahlen regelrecht. Was staatliche Stellen zur Erklärung anbieten, vernebelt eher die mutmaßlichen Hauptursachen, statt sie zu erhellen. Denn auf dem Spiel stehen Image und Business von Schlüsselindustrien, allen voran Big Pharma, der Chemiesektor, Agrarwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie.
Besonders in den Vereinigten Staaten nehmen Autismusfälle unter Minderjährigen inzwischen Ausmaße einer Epidemie an. War Mitte der siebziger Jahre noch eines von 5000 Kindern betroffen, so war es 20 Jahre später schon eines von 500, um die Jahrtausendwende eines von 250. Im Jahre 2009 wurde Autismus bereits bei einem von 110 US-amerikanischen Kindern diagnostiziert, 2016 bei einem von 48. (In Deutschland ist, laut Umweltbundesamt, jedes hundertste Kind betroffen.) Die niederschmetternde Prognose: Falls sich der Trend fortsetzt, wäre im Jahr 2025 zumindest in den USA schon jedes zweite Kind Autist.
Neue Diagnosekriterien und gestiegenes Krankheitsbewusstsein erklären den Anstieg nur teilweise. Unabhängige Mediziner haben Chemikalien im Verdacht – doch ihre Warnungen dringen kaum durch, ihre Forschungsmittel reichen nicht aus.
Eine Spur führt zu Pestiziden. Ungeborene reagieren besonders empfindlich auf sie. Werden sie schon im Mutterleib größeren Mengen an Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt, so wächst ihr Autismusrisiko. Zu diesem Ergebnis kommt eine kalifornische Studie, in der Wissenschaftler ermittelten, wo sich rund 1000 Müttern während ihrer Schwangerschaft aufgehalten hatten; diese Orte setzten sie in Beziehung zum Einsatz von Pestiziden. In Kalifornien müssen Bauern in sogenannten „Pesticide Use Reports“ schriftlich festhalten, was sie wann und wo auf ihre Felder sprühen. Mütter, die während der Schwangerschaft in einem Umkreis von 1,25 bis 1,7 Kilometer von behandelten Feldern wohnten, trugen ein um zwei Drittel erhöhtes Risiko, ein Kind mit Autismus oder einer anderen geistigen Entwicklungsstörung.
Im August 2018 erschien im American Journal of Psychiatry eine Studie, die ebenfalls auf einen Zusammenhang zwischen Autismusrisiko und Pestizidbelastung hindeutet. Dabei kooperierten Forscher der Columbia University's Mailman School of Public Health in New York City und Wissenschaftlern von der finnischen University of Turku und dem National Institute of Health and Welfare, Finnland. Im Fokus der Forscher stand dabei DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan). DDT gilt als krebserregender Stoff und als sog. endokriner Disruptor, es ist somit ein Stoff, der den Hormonhaushalt beeinträchtigt und die Entwicklung von Embryonen und Kindern stören kann. Da DDT die Plazenta überwinden kann, strömt das Gift direkt zum ungeborenen Kind und kann dessen Entwicklung beeinträchtigen. Auch die Muttermilch ist nach wie vor DDT-belastet. Für die oben genannte Studie analysierten die Forscher Daten und Blutproben von mehr als 750 autistischen Kindern und einer passenden Zahl gesunder Kinder sowie deren Mütter. (Die Daten stammten aus der Finnish Prenatal Study of Autism.) Es zeigte sich, dass die Gefahr, mit Autismus geboren zu werden, durchschnittlich um ein Drittel höher war, wenn die Mutter erhöhte DDE-Werte im Blut hatte. DDE ist ein Abbauprodukt von DDT. Bei sehr hohen Werten war das Autismusrisiko gar doppelt so hoch.
Aber auch Arzneimittel stehen in begründetem Verdacht. Wenn werdende Mütter Asthma-Medikamente, Antidepressiva oder frei verkäufliche Schmerzmittel wie Paracetamol schlucken, erhöhen sie das Autismusrisiko ihres Kindes drastisch.
Eine Studie der Universität Montreal analysierte die Daten von über 145.000 Schwangeren, die Antidepressiva eingenommen hatten. Damit erhöhten sie das Autismusrisiko um erschreckende 87 Prozent; am stärksten fiel der Effekt bei den sog. Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) aus. (6 bis 10 Prozent aller Schwangeren bekommen von ihren Ärzten Antidepressiva verordnet.)
Schätzungen zufolge nehmen 65 Prozent aller schwangeren Frauen während der Schwangerschaft das frei verkäufliche Schmerz- und Fiebermittel Paracetamol (Acetaminophen) ein. Eine norwegische Studie wertete Daten von 48.000 norwegischen Kindern aus, deren Mütter an einer Umfrage über ihre Medikamentengewohnheiten in der 17. und der 30. Woche ihrer Schwangerschaft teilgenommen hatten. Zudem wurden weitere Daten sechs Monate nach der Entbindung erhoben. Mit Beginn des dritten Lebensjahres wurde die geistige Entwicklung der Kinder untersucht. Die so erhaltenen Ergebnisse konnten jetzt in Zusammenhang mit der Medikamenteinnahme in der späten Schwangerschaftsphase gebracht werden. Dabei fanden die Forscher heraus, dass ungefähr 4 Prozent der Frauen während der Schwangerschaft für mindestens 28 Tage Paracetamol eingenommen hatten. Die Kinder dieser statistischen Untergruppe wiesen gleichzeitig überdurchschnittlich häufiger Entwicklungs- und Verhaltensstörungen auf als Kinder, deren Mütter seltener bzw. gar kein Paracetamol zu sich nahmen. "Unsere Ergebnisse deuten an, dass Paracetamol nicht so harmlos ist, wie wir immer angenommen haben", erklärte Ragnhild Brandlistuen, die Studienleiterin an der Universität Oslo. "Der längerfristige Gebrauch von Acetaminophen erhöhte in unserer Studie das Risiko auf Verhaltensstörungen um bemerkenswerte 70 Prozent."
Asthma-Medikamente scheinen ebenfalls das Risiko für Autismus zu erhöhen, wenn sie von der werdenden Mutter während der Schwangerschaft eingenommen werden. Dänische Forscher hatten über neun Jahre hinweg diese Zusammenhänge untersucht; dazu nutzten sie Daten zu über 57.000 Kindern, die zwischen 1996 und 2006 zur Welt kamen; darunter waren 52.000 ohne u d 5200 mit einer Autismus-Diagnose. Es zeigte sich, dass Kinder um 30 Prozent häufiger eine Autismus-Diagnose erhalten, wenn ihre Mütter bestimmte Asthma-Medikamente eingenommen hatten, die sog. Beta-2-Agonisten, Sie wirken bronchienerweiternd, entzündungshemmend und erleichtern das Abhusten von Schleim. Über die Plazenta gelangen die Medikamente zum Embryo und beeinflussen dort die sich entwickelnden Nervenzellen. Zu den Beta-2-Agonisten gehören Wirkstoffe wie Salbutamol, Fenoterol und Reproterol. Auch Zusatzstoffe in Impfseren, insbesondere Aluminium, könnten die Autismus-Epidemie anheizen. Bereits im Jahr 2011 hatte die Fachzeitschrift Journal of Inorganic Biochemistry festgestellt: Kinder aus Ländern mit der höchsten Autismus-Rate weisen die höchste Belastung mit Aluminium aus Impfstoffen auf. - Das Fachmagazin Entropy veröffentlichte 2012 eine Studie, derzufolge die Zahl der Autismus-Neuerkrankungen stetig anstieg, nachdem der Aluminiumanteil in Impfstoffen erhöht worden war.
Eine Rolle spielen wohl alle Chemikalien, die sich auf das sich entwickelnde Gehirn des Kindes auswirken, aber auch solche, die das hormonelle oder das Immunsystem beeinflussen. Zu nennen sind hier Schwermetalle wie Blei und Quecksilber, Flammschutzmittel, polychlorierte Biphenyle und Phthalate sowie einige flüchtige organische Verbindungen (VOC) wie Trichlorethylen und Styrol.
Quellen
Janie F. Shelton u.a.: „Neurodevelopmental Disorders and Prenatal Residential Proximity to Agricultural Pesticides: The CHARGE Study“, Environmental Health Perspectives 122, 23.6.2014, S. 1103-1109, http://dx.doi.org/10.1289/ehp.1307044.
Alan S. Brown u.a.: „Association of Maternal Insecticide Levels With Autism in Offspring From a National Birth Cohort“, 16. August 2018, American Journal of Psychiatry Takoua Boukhris u.a.: „Antidepressant Use During Pregnancy and the Risk of Autism Spectrum Disorder in Children“, JAMA Pediatrics 1/2015, DOI: 10.1001/jamapediatrics.2015.3356
R. E. Brandlistuen u.a.: „Prenatal paracetamol exposure and child neurodevelopment: a sibling-controlled cohort study”, Dezember 2013, International Journal of Epidemiology,
B. Gidaya u.a.: „In utero Exposure to β-2-Adrenergic Receptor Agonist Drugs and Risk for Autism Spectrum Disorders”, PEDIATRICS, 2016.
L. Tomljeniovic u.a.: "Do aluminum vaccine adjuvants contribute to the rising prevalence of autism?", Journal Inorg Biochem, November 2011
S. Seneff u.a.: "Empirical Data Confirm Autism Symptoms Related to Aluminum and Acetaminophen Exposure", Entropy 2012. Grafik: K. Weintraub: „Autism counts“, Nature 479/2011, S. 22-24. Statistik ab 2010: CDC, www.cdc.gov/ncbddd/autism/data.html
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